Fachperson – pH-Telemetriestation Zürich

Weit über 100 Produkte wurden in der Schweiz bereits mit dem «Zahnmännchen» zertifiziert. Die gelernte Chemikerin, Beatrice Sener ist wissenschaftliche Mitarbeiterin
der pH-Telemetriestation am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich und bereits seit 20 Jahren für diese tätig.


Text: Claudia Uebelmann

Frau Sener, seit wann existiert die pH-Telemetriestation?
Die pH- Telemetriestation wurde 1966 in einem fensterlosen und schlecht belüfteten Kellerraum des damaligen Neubaus des Zahnmedizinischen Zentrums Zürich eingerichtet. Nachdem Herr Professor Mühlemann im Jahre 1973 den mit CHF 100’000 dotierten «Otto Nägeli-Preis» gewann und diesen mit industriellen Forschungsbeiträgen verdoppeln konnte, zeigten sich der Kanton Zürich und der Bund grosszügig. Der geplante Varielbau auf der gegenüberliegenden Seite des Zahnmedizinischen Zentrums wurde aufgestockt. Innerhalb kürzester Zeit konnte das Kellerlaboratorium im westlichen Teil des dritten Stockwerks einziehen. Die «Station für Orale Bioelektronik» war entstanden. 1986 zügelte die «Station für Orale Bioelektronik» an den heutigen Standort, der Pestalozzistrasse 10.

Weshalb ist die pH-Telemetriestation bei der Unizahnklinik Zürich angesiedelt?
Die pH-Telemetrie war eine Idee von Herrn Professor Mühlemann und Herrn Dr. Graf, welcher später Ordinarius an der Universität Bern wurde.

Wie viele Mitarbeiter sind für die pH-Telemetriestation tätig?
Das Telemetrieteam besteht aus fünf Personen. Einem Leiter der Fachgruppe Präventivzahnmedizin, einem Zahnarzt, einer Dentalhygienikerin sowie zwei Laborantinnen.


Ist die Methode nach wie vor bewährt? Was zeichnet sie aus?
Die Biochemie der Plaque hat sich in den letzten Jahren nicht verändert. Noch immer bauen Bakterien in der Plaque Zucker zu Säure ab. Die langjährige Erfahrung hat die Plaque-pH-Telemetrie zu einer gut reproduzierbaren und betriebssicheren Methode
gemacht. Sie hat Erkenntnisse gebracht die im «In-vitro-Versuch» nicht zu erkennen sind, und sie erlaubt die Einschätzung des kariogenen und erosiven Potentials von Nahrungs- und Genussmitteln.

Welche Aufgaben beinhaltet Ihre Tätigkeit?
Ich koordiniere die Versuche und überprüfe den korrekten Ablauf. Ich bin Ansprechperson für unsere Auftraggeber, für die Probanden und das Telemetrie-
Team.

Wie viele Probanden gibt es aktuell?
Für die laufenden Untersuchungen stehen ständig vier Probanden mit entsprechenden pH-Prothesen zur Verfügung.

Weshalb ist es schwierig neue Probanden zu finden?
Die Zahnmedizin hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht, und daher ist es schwierig Leute zu finden, die eine herausnehmbare Prothese tragen und bereit sind, eine Woche im Monat auf die Mundhygiene zu verzichten, obwohl die Versuchswoche mit einer professionellen Zahnreinigung endet.


Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein, damit ich mich als Proband melden könnte?
Idealerweise sind Sie zwischen 40 und 70 Jahre alt und tragen eine herausnehmbare Prothese. Im Unterkiefer fehlen auf beiden Seiten der Zahn 5 und 6 oder 6 und 7. In diese Lücken werden die pH-Sonde und ein Stecker für die Verkabelung platziert. Sie sollten in der Lage sein, während einer Woche im Monat täglich 2 ½ Stunden Zeit bei uns in der pH-Telemetriestation beim Produktetest zu verbringen. Während dem Test können Sie lesen, stricken, Musik hören, aber auf keinen Fall schlafen. Ferner müssen Sie bereit sein während der Testwoche auf das Zähneputzen zu verzichten. Selbstverständlich entschädigen wir den Zeitaufwand und die Reisekosten. Nach einer Testwoche erhalten Sie eine professionelle Zahnreinigung, und allfällige Zahnarztkosten gehen zu unseren Lasten. Sie sehen, Sie sind rundum zahnärztlich betreut.

Welche Produkte werden in der pH-Telemetriestation getestet?
Getestet werden experimentelle und kommerzielle Nahrungs- und Genussmittel sowie Pharma-Rezepturen und -Kombinationen für Empfehlungen zuhanden des BAG, der IKS und ausländischen Gesundheitsbehörden (EU Brüssel). Zudem wurde die Wirkung von verschiedenen pufferden Zusätzen in Zahnpasten und Spüllösungen mit zusätzlicher Restplaque-Neutralisation untersucht.

Die Aktion Zahnfreundlich bedankt sich herzlich bei Beatrice Sener für das Gespräch. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg auf dem privaten sowie beruflichen Weg.

Weitere Artikel


Magazin Zahnfreundlich