Andreas Affolter, Redaktor
Wie ist die Stiftung für SZPI entstanden?
In den 1960-Jahren war Karies eine Volkskrankheit. Fluorid-Zahnpasten gab es noch kaum. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Abteilung für Präventivzahnmedizin der Uni Zürich wurde an den Schulzahnkliniken begleitend zu den Reihenuntersuchungen mit den Schulklassen Zahnputzübungen durchgeführt und Fluorid eingebürstet. Ein zwölfjähriges Kind hatte damals durchschnittlich acht defekte Zähne, heute ist es nur noch ca. ein durch Karies beschädigter Zahn. Dies entspricht einer Kariesreduktion um 85 Prozent. Nach Abschluss des Forschungsprojekts wurde von Prof. Thomas Marthaler die Stiftung gegründet, um die Schulung der SZPI und die Beratung der Schulen und Gemeinden weiterhin zu gewährleisten.
Welche Bedeutung hat die Schulzahnpflege in der modernen Gesellschaft?
Die Fluoridversorgung ist in der Schweizer Bevölkerung durch die weit verbreitete Verwendung fluoridhaltiger Mundpflegeprodukte gewährleistet. Stand heute haben die meisten Kinder immer noch wenig Karies, aber bestimmte Gruppen einen hohen Kariesbefall. Die Aufgaben der SZPI haben sich verändert: Heute betreiben wir Prophylaxeunterricht, in dem Ernährungsfragen und gesundheits-relevante Themen behandelt werden. Ziel ist es, den Kindern die Kompetenzen zu vermitteln, damit sie eigenverantwortlich für ihre Mundgesundheit Sorgen können. Unter anderem gehen wir auch auf aktuelle Themen wie die problematischen Softdrinks ein.
Die Schulzahnpflege hat sich in der Schweiz etabliert, andere Länder kopieren das System. Es funktioniert gut und die Kosten sind tief. Entscheidend ist, dass man in der Schule alle Kinder ansprechen kann – auch diejenigen aus sozial schwächeren Familien oder mit einem bildungsfernen Elternhaus, welche den Prophylaxeunterricht besonders nötig haben.
Wie werden die Schulzahnpflege-Instruktorinnen rekrutiert?
Die Schulzahnpflege-Instruktorinnen werden durch zweitägige Einführungskurse auf ihre Arbeit in den Schulen vorbereitet. Ca. 50 Prozent kommen aus dem zahnmedizinischen Bereich. Angehende Instruktorinnen ohne diese Vorbildung erwerben die nötigen Grundkenntnisse in einem eintägigen Vorkurs. Es gibt aber auch immer mehr Lehrpersonen, welche diese Aufgabe übernehmen, oder Personen, die schon in die Schulbetreuung integriert sind. Die Durchführung und damit die Finanzierung der Schulzahnpflege obliegt den Gemeinden. Sie sind auch die Anstellungsbehörden und schicken die von ihnen ausgewählten Personen nachher zu uns an den Kurs. In der Deutschschweiz gibt es rund 800 aktive Instruktorinnen; die Zahl bleibt immer etwa gleich. Pro Jahr schult die Stiftung 60-70 neue Instruktorinnen.
Zurzeit läuft die Überarbeitung des Lehrmittels «mundgesund».
Schulungsunterlagen zu erstellen ist eine unserer Hauptaufgaben. 2009 gaben wir im Eigenverlag das Lehrmittel heraus. Dieses erscheint 2021 in ei-ner überarbeiteten Neuauflage, mit Anpassungen an die neuen Anforderungen im schulischen Bereich. Es enthält einen pädagogisch-didaktischen Teil und einen zahnmedizinischen Teil.
Um mit der Entwicklung der Unterrichtsformen Schritt zu halten und im zahnmedizinischen Be-reich aktuell informiert zu sein, sind Fortbildungen für die SZPI ausserordentlich wichtig. Deshalb füh-ren wir seit acht Jahren eine schweizerische Jahrestagung durch.
Die Aktion Zahnfreundlich gehört zu Ihren Sponsoren …
Viele Leute meinen, wir seien eine staatlich finanzierte Organisation. Aber wir sind zu 100 Prozent auf Sponsoren angewiesen. Diese sind glücklicher-weise sehr treu. Insbesondere ohne die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO könnten wir nicht überleben. Sie finanziert u.a. unsere Printmedien und die Homepage und unterstützt uns in allen fachlichen Belangen.
Auch die Aktion Zahnfreundliche ist seit Jahren Sponsor bei uns. Die Bekanntheit des Zahnmännchens ist stark auf die Tätigkeit der SZPI zurück-zuführen. Bereits im Kindergarten wird damit gebastelt und dessen Bedeutung erklärt.
Die Aktion Zahnfreundlich bedankt sich herzlich bei Bettina Richle für das Gespräch.