Interview – Im Gespräch mit Gaudenz

Gaudenz Flury (42) ist Meteorologe und arbeitet seit 2012 bei SRF Meteo, zunächst vor allem fürs Radio, seit knapp fünf Jahren auch im TV. Der begeisterte Langläufer ist in Davos aufgewachsen und zog für sein Geografiestudium vor rund 20 Jahren in den Kanton Zürich. Im Austausch mit seinem Publikum fällt ihm immer wieder auf, dass das Wetter sehr subjektiv wahrgenommen wird.

Redaktion

Gaudenz Flury, wie sind Sie zum Fernsehen gekommen?

Das war eher unspektakulär. Es war eine Stelle ausgeschrieben, ich habe mich darauf beworben und die Stelle bei «SRF Meteo» erhalten. Am Anfang machte ich vor allem Radiosendungen, später kam das Fernsehen dazu. Vor dem SRF war ich zweieinhalb Jahre bei Meteo Schweiz in
der Datenanalyse im Bereich Klima tätig. Für mich war früh klar, dass ich im Bereich Meteorologie arbeiten möchte, aber es musste für mich nicht
zwingend mit Radio und Fernsehen zu tun haben. Ich habe an der Uni Zürich Geografie studiert und mein Studium auf eine Berufstätigkeit in der Meteorologie ausgerichtet, indem ich den Schwerpunkt auf die Bereiche Meteo, Klimatologie und Atmosphärenphysik gelegt habe.

Hatten Sie als Kind oder Jugendlicher Hobbys, die mit dem Wetter zu tun hatten?

Ich war viel draussen, machte viel Sport und war oft in Kontakt mit dem Wetter, aber das sind ja viele andere auch. Ich habe also nicht schon als
Kind eine Wetterstation betrieben oder Prognosen erstellt.


Und wie war es mit Lampenfieber, zum Beispiel bei Theateraufführungen?

Ich kann mich daran erinnern, dass mir das Halten von Vorträgen leicht fiel und ich es gern machte. Es bereitete mir kaum Mühe, vor Leute hinzustehen und etwas zu erzählen. Da wurde mir ein gewisses Talent mit auf den Weg gegeben. Mein Vater ist auch einer, der mühelos vor Publikum reden kann.

In den letzten vier von Ihren Sendungen trugen Sie drei verschiedene Jacken. Gibt es Vorgaben in Bezug auf die Variation der Garderobe?

Wir werden eingekleidet. Die Kleider gehören dem SRF und werden uns Moderierenden zur Verfügung gestellt. Wir sind angehalten, diese Garderobe zu nutzen, aber es gibt keine klare Weisung, dass zum Beispiel die dunkelblaue Winterjacke nur drei Mal getragen werden darf. Andererseits würde ich wohl Feedback erhalten, wenn ich immer dasselbe tragen würde.

Sie sind bekannt dafür, Ihre Sendungen mit originellen Aktionen oder Spässen aufzulockern. Was haben Sie schon alles gemacht?

Die allermeisten Sendungen sind auch bei mir ganz normale Informationssendungen, denn es geht um das Wetter und die Prognose. Das ist auch, was das Publikum von uns erwartet. Ich bin klar der Meinung, dass zwischendurch ein Scherz oder etwas Spezielles dazu gehört, aber
nicht in jeder Sendung. Als auf dem Meteo-Dach Schnee lag, habe ich versucht, eine Wetterlage in den Schnee zu zeichnen. Einmal habe ich von
meinem Sohn einen Spielzeug-Bagger ausgeliehen, mit dem ich am Schluss der Sendung etwas Schnee geräumt habe. Einmal habe ich mit Lego
Duplo eine Photovoltaik-Anlage in den Bergen simuliert, was sehr gut funktioniert hat. Dann war noch die Aktion, als ich die Tragfähigkeit der  Eisschicht im «Meteo»-Brunnen getestet und dabei nasse Füsse bekommen habe. An solche Sachen erinnern sich die Zuschauer:innen, aber 95 Prozent der Sendungen sind nüchterne Informationssendungen, in denen ich das Wetter präsentiere und vielleicht einen kleinen Special einbaue, wie es alle anderen von uns Meteo-Moderierenden auch machen. Klar freut es mich, wenn ich eine Idee umsetzen kann und sie auch gut  ankommt. Je nach Wetterlage bin ich aber zurückhaltend und baue bei einer Unwetterlage mit Lawinen und Überschwemmungen sicher keinen  Scherz ein.

Was gehört neben der Moderation der Live-Sendungen zu Ihrem Job?

Hauptsächlich bin ich an meinem Arbeitsplatz vor acht Bildschirmen und befasse mich mit der aktuellen Wettersituation. Die Live-Sendungen  entstehen immer im Teamwork. Wir tauschen uns laufend über Wetterveränderungen aus, besprechen die Wettermodelle, datieren unsere  Prognosen auf und überarbeiten die Grafiken, die in der Sendung gezeigt werden. Je nach Schicht unterscheiden sich die Aufgaben. In der  Schicht, in der ich am Abend im Fernsehen bin, beginne ich um 10.30 Uhr. Die Frühschicht beginnt morgens um 3.30 Uhr. Live-Sendungen gibt es am Mittag, um 18 Uhr und um 20 Uhr. Um 21 Uhr wird noch die Sendung aufgezeichnet, die nach «10 vor 10» ausgestrahlt wird. Daneben haben wir viele zusätzliche Aufgaben, etwa Einschaltungen am Radio, zum Beispiel für Radio Zürisee, das Schreiben von Online-Texten sowie das Bespielen unserer Social-Media-Kanäle wie Twitter und Instagram usw. Das Moderieren auf dem Dach macht also nur einen kleinen Teil der Arbeit aus.


Was sind verbreitete Irrtümer in Bezug auf das Wetter?

Verbreitet ist sicher die Annahme, dass wir nur einen Wetterbericht ablesen, den jemand für uns vorbereitet hat. Es soll kein Vorwurf sein, aber
viele wissen nicht, dass wir bei «SRF Meteo» die Prognosen selbst erstellen, die wir auf dem Dach oder am Radio verkünden. Dann haben sehr viele Leute das Gefühl, dass gerade bei ihnen das Wetter sehr speziell sei. «Ja weisch, bi mir im Tal soundso isch ebe s’Wetter sehr speziell», so klingt es oft. Ich muss dann jeweils darauf hinweisen, dass das Wetter überall speziell ist. Jede Region in der Schweiz hat ihre Eigenheiten in Bezug auf das Wetter. Was mir immer wieder auffällt, auch bei mir selbst, ist das sehr schlechte Wettergedächtnis. «Ja, aber früher war doch das Wetter soundso …» ist eine Aussage, die ich immer wieder höre. Wenn man dann aber die Daten prüft, sieht man, dass die Erinnerung einen meistens täuscht. Bei einer längeren Phase mit viel Südwestwind erhalte ich Mails mit der Aussage, es gebe viel mehr Südwestwindlagen als früher. Wenn über einen Monat lang immer wieder Bise weht, werde ich gefragt, weshalb es neuerdings so viel Bise gebe, das habe es früher nicht gegeben. Mir ist aber keine Studie bekannt, die bestätigen würde, dass es mehr Bise oder Südwestwindlagen gibt als früher. Sehr oft wird uns  auch mitgeteilt, es sei allgemein windiger geworden. Meine nicht überprüfte Theorie ist, dass diese Feststellungen meistens von Pensionierten  kommen, die während ihres Berufslebens die meiste Zeit drinnen verbracht haben und das Wetter kaum bemerkt haben. Als Pensionierte verbringen sie mehr Zeit auf dem Balkon oder mit Spaziergängen und spüren jetzt, wenn ein Wind geht. Im persönlichen Gespräch kommen sie dann zur Einsicht, dass ihre Wetterwahrnehmung vermutlich auf einer Veränderung im Alltag beruht.

Sie sind auch viel draussen, schätzen die Natur und treiben viel Sport.

Ja, im Winter vor allem Langlauf und Telemark. Wenn es wieder einmal einen richtigen Winter geben würde, dann gerne auch im Zürcher Oberland, wo es viele schöne Loipen gibt, die aber wegen Schneemangels häufig gar nicht offen sind. Deshalb bin ich für Wintersport sehr gerne in Davos, wo ich herkomme. Und im Sommer bin ich oft mit dem Mountainbike unterwegs.


Was gehört für Sie sonst noch zu einem guten Leben?

Die Familie ist sehr wichtig. Wo wir wohnen, haben wir eine sehr angenehme Nachbarschaft, was ebenfalls dazu gehört. Der Job ist auch wichtig.
Ich habe das Glück, in einem supercoolen Team zu arbeiten. Es geht nicht nur um die Tätigkeit, die Spass macht, sondern auch darum, dass wir eine gute Truppe sind und gut miteinander auskommen.


Wie wurden Sie als Kind für das Thema Mundgesundheit sensibilisiert?

Auch meine Eltern haben mir eine Zahnbürste zur Verfügung gestellt (lacht). In der Primarschule wurden uns diese furchtbaren Fluortabletten
verabreicht, die uns zwei Mal pro Jahr unter die Zunge gelegt wurden und arg geschäumt haben. So wurden wir für die Wichtigkeit von gesunden
Zähnen sensibilisiert. Kürzlich war ich in der Dentalhygiene und es lief bestens. Der unangenehme Teil kommt erst noch. Ich muss ein Loch in einem Weisheitszahn flicken lassen. Der Zahnarzt hat mir empfohlen, ihn entfernen zu lassen. Dazu kann ich noch sagen, dass sich meine unregelmässigen Arbeitszeiten eher negativ auf die Essgewohnheiten auswirken. Es kann vorkommen, dass ich zwischendurch weniger
gesunde Sachen esse, die auch nicht immer sehr gut für die Zähne sind. Vermutlich haben wir alle hier am Arbeitsplatz unsere Zahnreinigungs-
Utensilien. Die Frage ist nur, wie häufig man sie auch benutzt, denn in hektischen Arbeitsphasen geht das Zähneputzen oft vergessen.

Kennen Sie das Zahnmännchen?

Das ist mir selbstverständlich bekannt. Wenn ich Kaugummi kaufe, wähle ich den mit dem Zahnmännchen. Bei anderen süssen Esswaren achte ich weniger darauf. Beim Sport trinke ich meistens einfach Wasser. Isotonische Getränke sind wegen Säuren und Zucker ja nicht unbedenklich
für die Zähne. Dann kenne ich noch die Bösen: Hacki & Tacki sowie Knirsch & Knax, von denen mein Vater und ein Kollege von mir immer erzählten. Ob sie diese Geschichten selbst erfunden haben oder es sich um «offizielle» Zahnteufelchen handelt, weiss ich nicht. Das Zahnmännchen ist der Gute, aber ich finde die Bösen spannender, wie in guten Filmen.

Und wie bringen Sie Ihrem Sohn bei, die Zähne zu pflegen?

Das Zähneputzen morgens und abends vor dem Zubettgehen sind Fixpunkte, auf die wir Wert legen. Er ist jetzt sieben Jahre alt und putzt sich
die Zähne meistens selbständig. Ab und zu ist er auch froh, wenn er sich bedienen lassen darf und ich ihm die Zähne putze. So wechseln wir ab und vertrauen darauf, dass er es richtig macht, aber wir prüfen nicht jedes Mal, wie gründlich er putzt. Ich befürchte, dass er sich manchmal ein bisschen zu wenig Zeit dafür nimmt. Deshalb sollten wir wieder verstärkt darauf achten, dass er sich am Sandührchen orientiert.

 

Die Aktion Zahnfreundlich Schweiz bedankt sich bei Gaudenz Flury für das Gespräch und wünscht ihm für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.

https://twitter.com/GaudenzF
Bilder: SRF und Hanna Horwarth

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