Claudia Uebelmann
Dr. Irène Hitz Lindenmüller studierte Zahnmedizin sowie Ur- und Frühgeschichte (Phil. II). Seit 2014 führt sie das Amt als Kantonszahnärztin in Basel- Stadt aus. Ebenfalls ist sie als Dozentin an der Universität Basel sowie in einer Kieferorthopädischen Praxis in Basel als Oralchirurgin tätig.
Sie sind seit 2014 Kantonszahnärztin von Basel-Stadt. Was darf man sich unter dieser Funktion vorstellen? Welche Tätigkeiten gehören zu Ihrem Aufgabengebiet?
Als Kantonszahnärztin habe ich die gesundheitspolizeiliche Aufsicht über alle zahnmedizinischen Personen und Betriebe sowie alle weiteren Fachpersonen im Zahngesundheitswesen des Kantons Basel-Stadt. Ausserdem bin ich für die Umsetzung der Verordnungen und die Einhaltung der Gesetze, insbesondere im Bereich des Patientenschutzes, zuständig. Dazu gehört auch die Qualitätssicherung in der Aufbereitung von zahnmedizinischem Instrumentarium. So darf z.B. der Aufbereitungsraum nicht zum Kaffeeraum umfunktioniert werden, nur weil Kaffeetassen auf dem Autoklaven angenehm warm gehalten werden können!
Wird eine neue Zahnarztpraxis als AG oder GmbH eröffnet, stelle ich eine Betriebsbewilligung aus, sofern alle eingereichten Unterlagen vollständig und korrekt sind. Ich bin zudem befugt, bauliche Einrichtungen zu kontrollieren und allenfalls Anpassungen anzuordnen.
Bei Verdachtsfällen führe ich Inspektionen in Zahnarztpraxen durch. Werden Vorgaben nicht eingehalten, habe ich je nach Schweregrad verschiedene Interventionsmöglichkeiten, die im Extremfall bis zur sofortigen Schliessung reichen, wobei mich mein juristischer Mitarbeiter bei rechtlichen Schritten berät und unterstützt. Der wichtigste Aspekt dieser Aufgabe ist sicher, dass ich mithelfe, die Patientensicherheit
zu verbessern und damit einen wichtigen Beitrag an die Öffentliche Gesundheit leisten kann.
Bei fachspezifischen Fragestellungen bin ich auch Ansprechperson für das Departement, für Zahnärztinnen und Zahnärzte und deren Mitarbeitende sowie für Patientinnen und Patienten. Je nach Situation arbeite mit verschiedenen Ämtern, der Kantonsapothekerin
sowie dem Kantonsarzt zusammen. Daneben bearbeite ich Anfragen der Regierung bezüglich zahnmedizinischer Themen und tausche mich regelmässig mit den übrigen Kantonszahnärztinnen und Kantonszahnärzten über verschiedene Themen aus.
Als Ehefrau und Mutter dreier Kinder ist Ihr Pensum bereits gross. Wie vereinbaren Sie Job und Familie?
Indem ich einen Mann geheiratet habe, der die meiste Zeit ebenfalls Teilzeit arbeiten konnte, der mir den Rücken freihält, mich tatkräftig unterstützt und dem Familienarbeit ein Anliegen ist. Zudem kocht er gerne und gut! Glücklicherweise gibt es beim Kanton Basel-Stadt eine moderne Arbeitszeitenregelung, so dass ich jeweils mit der ganzen Familie frühstücken kann, was ich durchaus als Luxus betrachte.
Ein gewisses Organisationstalent zu besitzen ist ebenfalls kein Nachteil. Zu Beginn haben uns Au-Pairs und eine Kinderfrau unterstützt. Nun da die
Kinder gross sind, müssen sie gewisse Ämter im Haushalt mitübernehmen.
Im Jahr 2020 wird die Aktion Zahnfreundlich Schweiz die Kosten von zwei Basiskursen für Pflegefachpersonen zur Thematik Mundgesundheit in sozialmedizinischen Institutionen von Swiss Dental Hygienists übernehmen. Welchen Stellenwert hat für Sie als Kantonszahnärztin
die Ausbildung des Pflegefachpersonals hinsichtlich der Mundhygiene?
Als Dreh- und Angelpunkt einer gut funktionierenden Mundpflege und damit einer guten Mundgesundheit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner fungiert das Pflegepersonal, aber natürlich auch die Leitungspersonen jeder Alters- und Pflegeeinrichtung. Die Mundgesundheit spielt eine enorm wichtige Rolle für den Erhalt der allgemeinen Gesundheit und einer möglichst hohen Lebensqualität. Dies bedingt allerdings, dass die Mitarbeitenden Grundkenntnisse der oralen Schleimhaut, der Zähne und des Zahnersatzes haben müssen. Aus diesem Grund werden wir – das Gesundheitsdepartement Basel, die Curaviva Basel sowie die Aktion Zahnfreundlich – ein Projekt lancieren, dass ab 2020 pro Einrichtung zwei Mundpflegespezialistinnen oder Mundpflegespezialisten analog zu den bereits existierenden WundspezialistInnen ausgebildet werden.
Diese in der Langzeitpflege tätigen Personen sollten für das Thema idealerweise bereits eine gewisse Sensibilität und Interesse mitbringen und werden durch Swiss Dental Hygienists, die in solchen Kursen bereits über 18 ooo Pflegepersonen instruiert haben, zu MundpflegespezialistInnen ausgebildet. Nach dem Absolvieren des Grund- und Aufbaukurses sollen sie bei Fragen zum Thema Mundhygiene niederschwellig als Ansprechpersonen in den Pflegeeinrichtungen hinzugezogen werden können. Oft ist den Pflegepersonen nicht klar, ob es sich um echte Zähne oder Prothesenzähne handelt, was fest zementiert und was herausnehmbar ist. In einem solchen Fall kann die/der MundpflegespezialistIn
mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Kurse müssen regelmässig wiederholt werden, da das erworbene Wissen – auch aufgrund der Personalfluktuation – auch wieder verloren geht.
Die Aktion Zahnfreundlich bedankt sich herzlich bei Dr. Irène Hitz Lindenmüller für das Gespräch. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg auf dem privaten sowie beruflichen Weg.